1965 – 2015 Galerie Buchholz

Klaus Liebig

* 1936 in Datteln, Westfalen   † 1996 in Denklingen, Bayern

Klaus Liebig begann seine künstlerische Laufbahn 1957 im Schwarzwald, wo er bis 1970 lebte.  Es entstanden unruhige, rhythmisch strukturierte Landschaften und figurative Bilder, mit hohem Abstraktionsgrad und an den Kubismus erinnernden Strukturen. Nach und nach wendete sich Liebig von den kubistischen Einflüssen ab und fand seine eigene gegenständliche Bildsprache.

Als vielseitig interessierter Mensch sammelte Liebig systematisch Informationen, Texte und Reproduktionen aus seinen unterschiedlichen Interessengebieten, die er in zirka 200 Ordnern ablegte und zu seiner eigenen Enzyklopädie zusammenstellte. Aus diesem Fundus schöpfte der Künstler inhaltliche Anregungen und formale Elemente.

 

Ab 1970 lebte Klaus Liebig in München. In den folgenden Jahren suchte er Kontakt zu den Künstlern Erró, Fahlström und Baruchello, die ihm geistig nahe standen und wie er erfolgreiche Einzelgänger sind. Trotz großer Unterschiede gibt es Gemeinsames im Werk dieser vier Individualisten: Die Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten in der figurativen Malerei, der Einfluss der Pop-art und die an Comics erinnernde Erzählweise. 1975 zeigte das Lenbachhaus München die Ausstellung Let’s mix all feelings together mit Werken von Liebig, Baruchello, Erró und Fahlström, die in der Folge in sechs weiteren europäischen Großstädten zu sehen war, u.a. im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris und im Louisiana Museum in Humblebaek in Dänemark.

 

In Liebigs Arbeiten erhält die Landschaft ein besonderes Gewicht. Im Rückblick beschäftigte ihn die sich weit in die Ferne erstreckende Westfälische Landschaft mit ihren Kanälen und Kohle-Fördertürmen seiner Kindheit. Seen und Flüsse, Wiesen und Wälder, Hügel und Täler bestimmen fast ausschließlich die Bildgründe, formieren sich jedoch nicht zu einem räumlichen Kontinuum. Ständig wechselnde Perspektiven verschleiern nämlich das Prinzip kompositioneller Verkettung der Details, ebenso wie die partielle Identität von Figur und Landschaft. Erreicht wird diese Vorgehensweise durch teilweise Eliminierung der Konturen und durch Verwendung derselben Farbe für verschiedene, in Beziehung gebrachte Darstellungen.

 

Auffällig ist außerdem in manchen Arbeiten die „Psychologisierung“ und „Infantilisierung“ von Personen oder Themenkreisen und das meist in ironischer Brechung: sie stammen aus einer Zeit, in der er sich mit der Psychologie kritisch auseinandersetzte.

Besonders in seinen frühen Landschaftsbildern ist spürbar, dass die Erfahrung, in einer Landschaft zu sein, sie in ihrem Wesen zu fühlen, ihn stark beeindruckte. Ihrer verschiedenartigen Darstellung: Vogelperspektive, geologischer Aufbau, kartografische Darstellung, anthropomorphe Wiedergabe, entspricht die gebrochene Darstellung von Personen: Figurine, Mythologismus, Bedeutungsträger, reale Personen.

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